Modeschmuck bringt Meeresschildkröten an den Rand der Ausrottung
Wollte man Schönheit als Fluch betrachten, wäre die Echte Karettschildkröte ein Aushängeschild dafür. Obwohl sie, wie andere Meeresschildkrötenarten auch, einer Vielzahl von Gefahren durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt ist, bleibt die Nachfrage nach ihrem Panzer die weitaus größte Gefährdung für ihren Fortbestand.
Eine Studie hat 2017 das Angebot an Schildpattprodukten auf Märkten und in Geschäften in Lateinamerika untersucht. In Nicaragua wurde in ungefähr 70% der Läden Schildpatt gefunden, insgesamt waren es 32% aller Souvenirläden, die Schildpattprodukte angeboten haben.
Die Echte Karettschildkröte ist eine von sieben Meeresschildkrötenarten weltweit, sie lebt in tropischen und subtropischen Gewässern des Indischen, Pazifischen und Atlantischen Ozeans. Sie bewohnt Korallenriffe und verschiedene andere Lebensräume wie felsige Unterwasserlandschaften, Lagunen, Mangrovensümpfe und flache Küstengebiete. Obwohl die Echte Karettschildkröte weit verbreitet ist, ist sie vom Aussterben bedroht. Dabei spielt die Echte Karettschildkröte eine wichtige Rolle im Ökosystem der Korallenriffe, indem sie beispielsweise den Bestand an Schwämmen reguliert. Damit fördert sie den Erhalt der Artenvielfalt im Riff, da Schwämme ansonsten wichtige riffbildende Korallen verdrängen könnten.
Seit der Antike wird die Echte Karettschildkröte für ihren wunderschönen Panzer gejagt. Ihr Panzer besteht aus braun, orange und rötlich gestreiften Hornplatten. Die Hornplatten werden poliert und bearbeitet, um Kämme, Schmuck, Sonnenbrillen und andere dekorative Artikel oder Modeschmuck herzustellen. Insbesondere durch den illegalen Handel mit diesen Produkten aus Schildpatt, das auch „Bekko“ genannt wird, ist die Echte Karettschildkröte vom Aussterben bedroht. In Japan werden „Bekko-Kämme“ oft immer noch als Teil eines traditionellen Hochzeitskleides getragen.
Too rare too wear (Youtube)
Außerdem werden ganze Schildkröten präpariert und als Wandbehang und Raritäten verkauft. In den letzten Jahrzehnten haben Behörden weltweit große Lieferungen von Echten Karettschildkröten abgefangen, die für den Schwarzmarkt bestimmt waren.
Zusätzlich zum illegalen Handel mit ihrem Panzer ist die Echte Karettschildkröte durch das Verfangen in Fischernetzen, der Zerstörung ihrer Niststrände, der Wilderei ihrer Eier, Meeresverschmutzung, Küstenentwicklung und andere Gefahren bedroht. Die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) stuft die Echte Karettschildkröte als stark gefährdet ein. Der weltweite Bestand ist im letzten Jahrhundert um dramatische 90% zurückgegangen und Schätzungen zufolge gibt es nur noch 15.000 – 20.000 fortpflanzungsfähige Weibchen, ein Bruchteil des Bestandes, der noch vor einigen Jahrzehnten existierte.
Illegaler Handel bedroht das Überleben der Meeresreptilien
Bereits 1977 wurde der internationale Handel mit Echten Karettschildkröten und Produkten aus ihnen durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) verboten. Dieses Abkommen verfolgt das Ziel, den internationalen Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen, der pro Jahr einen Umsatz von mehreren Milliarden Euro erreicht, zu regulieren. CITES beschränkt und kontrolliert den internationalen Handel mit Exemplaren, Teilen oder Produkten von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Das Instrument dazu sind Ein- und Ausfuhrbestimmungen. Derzeit umfasst das Abkommen mehr als 35.000 Tier- und Pflanzenarten. Schon 1977 wurde die Echte Karettschildkröte in den Anhang 1 aufgenommen. Dieser listet diejenigen Arten auf, die direkt vom Aussterben bedroht sind. Für sie gilt ein absolutes Handelsverbot mit nur wenigen Ausnahmen. Aktuell sind 183 Länder Mitglieder des Abkommens.
Trotz dieses Handelsverbotes besteht der Schwarzmarkt für Produkte aus Echten Karettschildkröten weiterhin. Die Kampagne „Too Rare To Wear“ arbeitet zusammen mit Reiseveranstaltern und Organisationen wie der Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. daran, Touristen aufzuklären, um die Nachfrage nach Schildpattprodukten insbesondere in Lateinamerika und in der Karibik zu verringern.
Woran erkennt man Schildpatt
Schildpatt besteht aus Keratin. Es kann mit Produkten verwechselt werden, die ähnlich aussehen, zum Beispiel Rinderknochen, Plastik oder Kokosnussschale. Die unten stehende Grafik soll Ihnen dabei helfen, den Unterschied zu erkennen, um Schildpatt beim Souvenirkauf erkennen und vermeiden zu können.
Wenn Sie unsicher sind, kaufen Sie lieber etwas Anderes, das sicher nicht aus Schildpatt hergestellt wurde.